Schon lange suche ich nach Literatur über die Kultur unserer Shona Freunde. Es gibt Eigenheiten, die uns fremd sind.
Ich entdeckte die Schriftstellerin und Journalistin Ruth Weiss. Sie ist mit ihrer jüdischen Familie 1936 nach Südafrika ausgereist. Dort und in Simbabwe lebte sie viele Jahre, schlägt sich auf die Seite der Apartheidsgegner, berichtet für den Guardian und die Financial Times.
In ihrem Buch „Menschen werfen Schatten“ (1990) beschreibt sie ein neu entstehendes Dorf. In ihrer Erzählung lernte ich vieles besser zu verstehen. Die Moderne hat manche alten Bräuche der Shona-Kultur verändert, in der ländlichen Gegend um Bondolfi sind sie noch sehr lebendig. So entscheiden z.B. nicht die Eltern wen eine junge Frau heiratet, einzig wichtig ist, dass er „Labola“ das Brautgeld bezahlen kann. Er bezahlt nicht für die Frau, sondern dafür, dass sie Kinder zur Welt bringt. Die Kinder gehören der Familie des Mannes. Beim Tod des Mannes wird sie (und die Kinder) zur 2. oder 3. Frau eines Bruders.
Wenn kein Labola bezahlt wurde, gehören die Kinder niemand. Wenn der Vater stirbt oder die Familie verlässt verlieren sie alles und werden weggeschickt. Die einzige Hoffnung ist dann, dass die Familie der Mutter sie aufnimmt. Stirbt die Mutter, verweigert die Familie des Vaters sie zu beerdigen oder ausstehende Labola für die Tote zu bezahlen, sie kann ja keine Kinder mehr gebären. Ihre eigene Familie beerdigt sie nicht, da kein Labola bezahlt wurde und sie nicht neu verheiratet werden kann.
Das Leben der Kinder und Frauen wird bei jeder Trennung sehr schwer. Die Kinder können nicht mehr zur Schule gehen und müssen fürs Essen und Schlafen bei ihren Verwandten arbeiten.
Ruth Weiss kommt am 25. Februar um 11 Uhr. Wir freuen uns, dass die 93-jährige Journalistin die Einladung aus Kernen angenommen hat.